Worauf müssen Sie bei den Dachaufstockungen besonders achten?
Angelika Niemeck: Man muss jedes einzelne Bestandsgebäude gesondert untersuchen, inwieweit die Voraussetzungen für eine Dachaufstockung tatsächlich gegeben sind oder ob es größere Anpassungen geben muss. Wir haben bei beiden Projekten festgestellt, dass der Grundriss adaptierbar ist, aber beide Häuser komplett unterschiedlich sind. Alleine was das Fundament betrifft, merkt man die unterschiedlichen Ausbaustufen, die es damals in der DDR gab, und die Unterschiede in der Betonqualität.
Sebastian Apitz: Die Aufstockung eines Gebäudes um mehrere Stockwerke beeinflusst natürlich auch die Tragfähigkeit der Gebäude, was für die Vorbetrachtung extrem wichtig ist. Außerdem sind die Lieferketten ein Thema. Wir sind von Lieferanten abhängig und alle haben aufgrund der Pandemiesituation Lieferschwierigkeiten. Wir bauen diese Piloten in einer Holzhybridbauweise, da muss die ganze Vorplanung stimmen, weil alle vorproduzierten Bauteile auf der Baustelle direkt miteinander verbaut werden. Man kann aber manches nicht beeinflussen. Die Kriegssituation in der Ukraine erschwert die Dinge zusätzlich. Da organisieren wir Alternativen und werden kreativ.
Eine Dachaufstockung betrifft also immer das ganze Gebäude?
Sebastian Apitz: Absolut, und zwar vom Keller bis zum Dach. Wir haben im Keller mit den Arbeiten begonnen und die Bodenplatte verstärkt. Hierfür mussten alle Mieter:innen ihr gesamtes Kellerinventar in Containern auslagern. Außerdem mussten medienführende Leitungen verlegt werden, damit Wasser und Strom auch in den oberen Stockwerken fließen. Das bedeutet Bohrungen im Keller und in jeder Etage. Das ist natürlich eine Belastung für die Mieter:innen.
Was sind Ihre Erkenntnisse aus diesen Pilotprojekten?
Angelika Niemeck: Den nötigen Eingriff in die Substanz des Gebäudes hatten wir anfangs unterschätzt. Von daher werden wir in Zukunft die Gebäude nach anderen Kriterien auswählen und ganzheitlicher betrachten. Künftig wird der Primärenergiebedarf des entsprechenden Hauses als erstes ermittelt. Ziel ist es im Rahmen der Dachaufstockung das gesamte Gebäude an die heutigen Anforderungen an klimafreundliches Bauen anzupassen. In diesem Zusammenhang werden wir zum Beispiel die Heizungsanlage, Abwasserstränge und Lüftungsanlagen in die Maßnahmen einbeziehen. Auch die Instandsetzung der Bestandswohnungen werden wir zukünftig prüfen.