Woran arbeiten Sie gerade konkret?
Aktuell erheben wir die Datenbasis, damit wir besser einschätzen können, was vor Ort gebraucht wird - und zwar für 73.500 Wohnungen. Anhand der Daten wollen wir Rückschlüsse ziehen, damit wir die Ladeinfrastruktur schnell voranbringen, ohne jedes Objekt einzeln begehen zu müssen. Parallel arbeite ich bei den Mobilitätsangeboten an Anreizen, damit Mieter:innen auf das Auto verzichten. Das ist eine große Partizipationsbaustelle. (lacht)
Wo fangen Sie bei diesem Riesenprojekt denn an?
Es geht erstmal um einen Überblick. Wo sind strategisch günstige Standorte für Car Sharing? Kann ich zentrale Lager- und Verteilorte für Güter einrichten, sogenannte Mikro-Hubs? Könnte die HOWOGE auf ehemals versiegelten Flächen Urban Gardening anbieten? Oder lässt sich auf einer Parkfläche neuer Wohnraum schaffen? All diese Fragen gilt es zu beantworten. Daher war es wichtig, sich durch eine große Datenerfassung ein Bild vom Status Quo zu machen und zu sehen, wo wir überhaupt stehen.
Worin sehen Sie die größten Hürden?
Zum einen, dass wir das Autofahren kulturell verinnerlicht haben. Wir finden es normal, im Jahr mehrere Tage für die Parkplatzsuche aufzuwenden, oder noch weitere, um im Stau oder im Berufsverkehr zu stehen. Es bringt daher nichts, Sharing-Angebote einfach nur zur Verfügung zu stellen. Wir brauchen Zeit für Partizipationsprozesse und Dialog, da geht es um Wandel in den Köpfen. Darüber hinaus brauchen wir ein besseres Verständnis davon, wer mit welchen Bedürfnissen bei uns wohnt. Hier ist der Datenschutz, wenngleich sehr wichtig, häufig eine Herausforderung. Ich kann für die Quartiere oft nicht sagen, wie viele Menschen dort genau leben, wo mehr Familien, Studierende oder Senior:innen zu Hause sind, um daraus Schlüsse für passende Angebote zu ziehen.
Es bedarf also auch Überzeugungsarbeit?
Ja, auf jeden Fall. Die Kunst ist, den Prozess zu beschleunigen. Der Wandel wird mit jeder Generation voranschreiten. Das sehen wir in Nutzungsstatistiken der Anbieter. Mir kommt der Wandel nur nicht schnell genug (lacht). Wir wollen bei Autofahrer:innen den Eindruck vermeiden, dass wir uns gegen sie richten, sondern vielmehr dazu anregen, etwas Neues auszuprobieren.